Zusammenfassung
Hintergrund: Informations- und Kommunikationstechnologien gewinnen im Gesundheitswesen zunehmend
an Bedeutung. Insbesondere Leistungen des Telemonitorings zeigen im Rahmen randomisierter
klinischer Studien erste medizinische Evidenz mit Blick auf die Steigerung der Versorgungsqualität,
die Verringerung stationärer Aufenthalte und die Reduzierung von Behandlungskosten.
Für die Erschließung der angedeuteten Potenziale und die langfristige Implementation
in die Versorgungspraxis ist eine nutzerinnen- und nutzerorientierte Technikentwicklung
unter Berücksichtigung häufig komplexer Strukturen der Technikakzeptanz erforderlich.
Methden: Einstellungen und Haltungen sowie die vorliegenden Wissensbestände zum Telemonitoring
vonseiten klinisch tätiger Ärztinnen und Ärzte (Zufallsstichprobe, N=614) wurden im
Rahmen einer online-basierten Erhebung mit einer Rücklaufquote von 21% (n=133) ermittelt.
Zur Analyse der Herausbildung positiver Haltungsmuster gegenüber Telemonitoringanwendungen
wurden Wirkungszusammenhänge zwischen psychologischen und technikbezogenen Persönlichkeitsmerkmalen
sowie den wahrgenommenen Wissensbeständen ermittelt.
Ergebnisse: Positive Einstellungsmuster gegenüber dem Telemonitoring werden maßgeblich durch
das individuelle Wissen und die Verträglichkeit (als Persönlichkeitsmerkmal, welches
stark durch altruistische Züge und zwischenmenschliches Vertrauen geprägt ist) eines
Individuums beeinflusst. Die Einstellungen zum Telemonitoring sind mit dem Ziel einer
qualitativen Verbesserung der Versorgungssituation klar nutzwertorientiert und unterscheiden
sich nach Versorgungssektor und Geschlecht. Insgesamt fühlen sich nur 57% der befragten
Ärztinnen und Ärzte ausreichend über den Einsatz des Telemonitorings informiert.
Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund der Nutzwertorientierung im Rahmen der Einstellungsbildung kommt
der evidenzbasierten Entwicklung der Telemedizin eine besondere Bedeutung für eine
gelingende Adoption zu. Hierfür bedarf es zukünftig deutlicherer Bemühungen im Wissenstransfer,
im Austausch von Best-Practice-Lösungen und der Verankerung der Telemedizin in Aus-
und Fortbildung.
Abstract
Objectives: Information and communication technologies are becoming increasingly important in
health care. Randomized clinical trials have shown that telemonitoring in particular
leads to improved quality of care as well as shortened hospital stays and reduced
health care costs. For its long-term anchoring in medical care, user-oriented technology
needs to be developed, taking into account the complex structures of technology acceptance
Methods: Knowledge of and attitudes towards telemonitoring amongst medical professionals were
investigated using an online-based approach with a random sample of n=614; the response
rate was 21% (n=133). The emergence of positive attitude patterns towards telemonitoring
was analyzed using the relationships between psychological and technology-related
personality traits, and perceived knowledge was determined using a regression model.
Results: Positive attitudes towards telemonitoring are significantly influenced by the individual’s
knowledge and agreeableness, which is strongly characterized by altruistic traits
and interpersonal trust. There is a strong association with an improvement in the
quality of care, while there are differences in attitudes towards telemonitoring between
health care sectors and gender. Overall, only 57% of the physicians surveyed feel
sufficiently informed about the use of telemonitoring.
Conclusion: Medical evidence is crucial for the further development of telemedicine in general
and telemonitoring in particular. Improvements need to be made in knowledge transfer,
the exchange of best practice solutions and the anchoring of telemedicine in education
and training.
Schlüsselwörter Telemonitoring - Akzeptanz medizinischer Versorgung - Einstellungen von medizinischem
Personal
Key words telemonitoring - acceptability of healthcare - attitudes of medical professionals